Entweder bereits während der Schwangerschaft oder aber spätestens bei der Geburt machen werdende Mamas Bekanntschaft mit einem ganz besonderen Gerät, nämlich dem CTG. Ein CTG, auch bekannt als Wehenschreiber oder Kardiotokogramm, zeichnet parallel die Kontraktionen im Unterleib der Mutter und die Herzfrequenz des Babys auf.
Während der Geburt ist die Kardiotokografie ein wichtiges Instrument zur Überwachung des Wohlbefindens des Babys. Die Auswertung der Messungen gibt Aufschluss darüber, wie das noch ungeborene Kind auf die Wehentätigkeit reagiert. Auch vor der Geburt kann das CTG bereits zum Einsatz kommen. Zum Beispiel, um eine Risikoschwangerschaft zu überwachen.
Aber wie funktioniert ein CTG in der Schwangerschaft? Wann ist ein CTG sinnvoll? Was sagen die Werte aus? Und gibt es auch Nachteile beim Einsatz der Kardiotokografie? Wir haben für euch recherchiert.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein CTG?
Wie funktioniert das CTG in der Schwangerschaft?
Werte im Kardiotokogramm: Was zeigt das CTG an?
Das CTG als Überwachungsmethode bei der Geburt
Auch schon vor der Geburt: Ab wann ist ein CTG sinnvoll?
CTG in der Schwangerschaft: Gibt es auch Nachteile?
Das Wichtigste zum CTG auf einen Blick
Was ist ein CTG?
Eine Kardiotokografie (kurz: CTG) beschreibt das Messen und Aufzeichnen des kindlichen Herzschlags und der Wehenstärke. Das dazu verwendete Gerät wird ebenfalls als CTG oder auch als Kardiotokogramm oder Wehenschreiber bezeichnet.
Das CTG kann sowohl vor als auch während der Geburt zum Einsatz kommen. In den letzten Schwangerschaftswochen wird die Kardiotokografie verwendet, um den Herzschlag des Babys zu kontrollieren.
Interessant zu wissen: Erfunden wurde das CTG von dem deutschen Gynäkologen und Medizinprofessor Konrad Hammacher. Davor gab es nur das Pinardsche Holzrohr, das während der Schwangerschaft auf den Bauch der Mutter gepresst wurde, um darüber die Herztöne des Babys zu hören.
Wie funktioniert das CTG in der Schwangerschaft?
Bei der Kardiotokografie werden gleichzeitig die Wehentätigkeit und die Herzfrequenz des Babys aufgezeichnet. Zusammen geben die beiden Angaben Aufschluss über das Wohlbefinden des Kindes. Daneben können auch noch die Kindsbewegungen aufgezeichnet werden, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Das nennt man dann Kineto-CTG.
Zum Aufzeichnen des kindlichen Herzschlages und der Wehentätigkeit werden zwei verschiedene Methoden verwendet. Die Herzfrequenz (und bei Bedarf auch die Kindsbewegungen) wird per Ultraschall aufgezeichnet. Dabei werden Schallwellen zum kindlichen Herz gesendet, die dann zurückgeworfen und vom Ultraschallgerät wieder erfasst werden.
Die Messung der Wehentätigkeit erfolgt hingegen über einen Drucksensor. Der Drucksensor nimmt Veränderungen in der Spannung der Bauchdecke der Mutter auf, die Rückschlüsse auf Kontraktionen in der Gebärmutter zulassen.
Beide Messsensoren werden bei der Untersuchungsvorbereitung auf dem Bauch der Mutter befestigt. Die gesammelten Messdaten werden in Form eines Diagramms auf einem Papierbogen aufgezeichnet.
Werte im Kardiotokogramm: Was zeigt das CTG an?
Da mit zwei verschiedenen Sensoren gearbeitet wird, kommen beim CTG zwei Werte zum Einsatz: einmal für die Herzfrequenz und einmal für die Wehentätigkeit.
Der kindliche Herzschlag wird anhand des FIGO-Scores bewertet, der sich aus vier verschiedenen Parametern zusammensetzt, darunter die sogenannte Basalfrequenz und Bandbreite. Basierend auf diesen vier Faktoren wird der kindliche Herzschlag als normal, suspekt oder pathologisch klassifiziert. Während der Geburt dient diese Einstufung als Anhaltspunkt für Hebammen, Geburtshelfer und Ärzte, um die Situation besser einzuschätzen und über die notwendige Betreuung der Mutter entscheiden zu können.
Der zweite CTG-Wert ist der Toko-Wert, der die Wehentätigkeit beschreibt. Beim Toko werden Dauer, Frequenz, Regularität und Form der Wehen beurteilt - immer in Relation zu den kindlichen Herztönen. Zusammen geben die beiden Werte einen Einblick in das Wohlbefinden des Babys und können zur Beurteilung möglicher Gefahrensituationen herangezogen werden.
Das CTG als Überwachungsmethode bei der Geburt
Das CTG ist ein wichtiges Überwachungsinstrument bei der Geburt. Der Wehenschreiber zeigt dem Geburtsteam, ob beim Baby alles in Ordnung ist oder ob ein sofortiges Handeln (z.B. Einleiten der Geburt) erforderlich ist, um eine Gefährdung auszuschließen. Aus diesem Grund ist die Kardiotokografie aus dem Kreißsaal heutzutage gar nicht mehr wegzudenken.
Routinemäßig wird zu Beginn der Geburt ein 30-minütiges CTG aufgezeichnet, um eine mögliche Gefährdung des Babys auszuschließen. Sieht alles normal aus, wird die Kardiotokografie im Rhythmus von 30 Minuten bis zu zwei Stunden wiederholt.
Bei Schwangerschaften mit erhöhtem Risiko erfolgt die Überwachung per Kardiotokogramm in der Regel ununterbrochen. Spätestens in der Austreibungsphase wird das CTG auch bei einer unkomplizierten Schwangerschaft kontinuierlich durchgeführt. Anhand der Herzfrequenz des Babys können Ärzte und sonstige an der Geburtshilfe beteiligte medizinische Fachkräfte erkennen, ob mit dem Baby alles in Ordnung ist.
Die Beurteilung der Wehenkurve gestaltet sich im Vergleich hierzu etwas schwieriger. Grundsätzlich ist es zwar so, dass der Drucksensor die Häufigkeit und Länge der Kontraktionen in der Gebärmutter der werdenden Mama aufzeichnet. Die Genauigkeit der Aufzeichnung kann allerdings durch den Körperbau der Mutter beeinflusst werden. Die Interpretation der Wehenkurve, also dem Tokogramm, ist also immer nur eingeschränkt möglich.
Auch interessant: Die Vorstellung, dass die Wehentätigkeit beim CTG auf Papier dargestellt wird, ist für nicht wenige Frauen faszinierend. Aber wie sehen Wehen auf dem CTG aus? Zunächst einmal sollte man wissen, dass es keinen festen Wert gibt, ab dem man von Wehen spricht. Zu erkennen sind diese vielmehr als Ausschläge im Tokogramm, also der Wehenkurve, die bei der Messung aufgezeichnet wird.
Auch schon vor der Geburt: Ab wann ist ein CTG sinnvoll?
Das Kardiotokogramm findet primär Einsatz bei der Überwachung der Wehentätigkeit und des kindlichen Wohlbefindens während der Geburt. Ein CTG kann aber auch schon während der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Insbesondere dann, wenn im Schwangerschaftsverlauf eine körperliche oder gesundheitliche Beeinträchtigung des Babys festgestellt wurde oder die Mutter eine Erkrankung (z.B. Diabetes) hat oder sonstige mit der Schwangerschaft zusammenhängende Probleme auftreten (z.B. Präeklampsie). In solchen Fällen geht ein CTG häufig mit der Diagnose Risikoschwangerschaft einher.
In den Mutterschaftsrichtlinien sind verschiedene Indikationen gelistet, wann ein CTG in der Schwangerschaft gemacht werden sollte. Dazu gehören:
- drohende Frühgeburt in SSW 26 oder 27
- abweichende Herzfrequenz oder befürchtete vorzeitige Wehentätigkeit ab SSW 28
In diesen Fällen sollte laut Richtlinien ein erstes CTG gemacht werden. Ein weiteres CTG ist unter anderem empfohlen, wenn:
- uterine Blutungen auftreten
- ein akuter Verdacht auf Plazentainsuffizienz besteht
- eine Zwillingsschwangerschaft oder Mehrlingsschwangerschaft besteht
- das erste CTG unklare Befunde bzgl. der Wehentätigkeit liefert
- das erste Kardiotokogramm Auffälligkeiten beim kindlichen Herzschlag zeigt (z.B. zu schneller Herzschlag)
In der Gynäkologie wird das CTG mittlerweile in vielen Fällen schon standardmäßig zur Überwachung von Schwangerschaften eingesetzt - auch wenn kein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind besteht.
Gut zu wissen: Wie lange dauert ein CTG? Diese Frage stellen sich werdende Mamas häufig, wenn ihnen bei den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft eine Kardiotokografie angeboten wird. Im Schnitt dauert die Aufzeichnung des kindlichen Herzschlags um die 30 Minuten. Danach sieht der Arzt oder die Ärztin sich die Kurve an und werte sie aus.
CTG in der Schwangerschaft: Gibt es auch Nachteile?
Die Kardiotokografie gilt als sichere Methode, um das Wohlbefinden des Babys bei der Geburt zu überwachen, die keine negativen Auswirkungen auf Mutter und Kind hat - genau wie bei den Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft.
Studien zeigen jedoch, dass der Einsatz eines CTGs in der Schwangerschaft oder während der Geburt auch dazu führt, dass Ärzte und Geburtshelfer voreilig handeln. So ist das kontinuierliche Überwachen der Geburt mittels Kardiotokografie vermehrt mit einem Kaiserschnitt verbunden.
Das ist darauf zurückzuführen, dass bei der Auswertung des CTGs fälschlicherweise von einer Gefahrensituation für das Baby ausgegangen und entsprechend mit einer operativen Entbindung reagiert wird. Deshalb sollten bei Verdacht immer zusätzliche Tests (meist Bluttests) durchgeführt werden, um Klarheit zu schaffen.
Das Wichtigste zum CTG auf einen Blick
- Beim CTG werden simultan die Wehentätigkeit der Mutter (Toko) und die Herzfrequenz des Babys (Kardio) gemessen. Daher auch der Fachbegriff Kardiotokografie.
- Die Kardiotokografie spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung des kindlichen Zustandes während der Geburt.
- Bei bestehenden mütterlichen oder kindlichen Erkrankungen kann das CTG aber auch schon während der Schwangerschaft eingesetzt werden, um Informationen über das kindliche Wohlbefinden zu erhalten.
- Auch wenn die Kardiotokografie aus dem Kreißsaal nicht mehr wegzudenken ist, hat die Geburtsüberwachung per Ultraschall und Wehenschreiber einen Nachteil. Eine falsche Interpretation der Werte führt nicht selten dazu, dass Ärzte und Geburtshelfer vorschnell zu einem Kaiserschnitt oder einer operativen Entbindung übergehen.
Verwendete Quellen
- Geburtsüberwachung: Der Cardiotokograph (CTG): Vom Düsseldorfer Keller in die Welt" (idw-online.de)
- Kardiotokografie (CTG) - via medici (thieme.de)
- Kardiotokografie (CTG) » Diagnostik » Frauenärzte im Netz - Ihr Portal für Frauengesundheit und Frauenheilkunde » (frauenaerzte-im-netz.de)
- CTG: Das sagt der Wehenschreiber aus | Apotheken Umschau (apotheken-umschau.de)
- s00129-008-2286-620161121-9768-1qi7hgw-libre.pdf (d1wqtxts1xzle7.cloudfront.net)
- Richtlinie über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Geburt (g-ba.de)
- Kardiotokografie (CTG) - via medici (thieme.de)
- Das Potenzial erkennen (dhz-online.de)
- Kardiotokografie (CTG) - eRef, Thieme
- Schwangerschaft: Risiko und Nutzen sind je nach Vorsorgemaßnahme abzuwägen | ZEIT ONLINE