Die Rückkehr ins Berufsleben nach dem Mutterschutz bereitet vielen stillenden Mamas Bauchschmerzen. Zum einen ist es eine große Umstellung, vom Babyalltag wieder in den Berufsalltag zu wechseln. Zum anderen wollen viele Mamas ihr Baby auch weiterhin stillen.
Nicht wenige Mamas stellen sich dann die Frage, ob Stillen und Beruf überhaupt miteinander vereinbar sind. Die gute Nachricht ist: Die Rückkehr in den Arbeitsalltag bedeutet nicht, dass du mit dem Stillen aufhören musst. Stillende Mamas genießen verschiedene Rechte, die das Stillen am Arbeitsplatz ermöglichen sollen. Geregelt ist alles im sogenannten Mutterschutzgesetz.
Aber was genau sagt das Mutterschutzgesetz zum Stillen während der Arbeitszeit? Sind Stillpausen Arbeitszeit? Und wie lange muss der Arbeitgeber eine Mutter zum Stillen freistellen?
Inhaltsverzeichnis
Rechte und Vorschriften rund um das Stillen am Arbeitsplatz
Stillen während der Arbeitszeit: Das sind die größten Herausforderungen
Stillen während der Arbeitszeit: Die besten Tipps
Stillen, Arbeitszeit und Stillpausen: Häufig gestellte Fragen
Rechte und Vorschriften rund um das Stillen am Arbeitsplatz
Die Rechte von stillenden Mamas am Arbeitsplatz regelt das Gesetz zum Schutz von Müttern bei der Arbeit, in der Ausbildung und im Studium (kurz: Mutterschutzgesetz). In den Paragrafen §7 und §23 ist genau festgelegt, was in Deutschland bezüglich Stillen am Arbeitsplatz gilt. Hier sind die wichtigsten Aussagen zusammengefasst:
- Stillpausen (Arbeitstag von bis zu acht Stunden): Arbeitgeber müssen stillende Frauen mindestens zweimal pro Tag für jeweils 30 Minuten oder einmal pro Tag für eine Stunde zum Stillen freistellen.
- Stillpausen (Arbeitszeit von mehr als acht Stunden): Arbeitgeber müssen stillende Frauen mindestens zweimal pro Tag für jeweils 45 Minuten oder einmal pro Tag für 90 Minuten (wenn kein geeigneter Ort zu Stillen in Arbeitsplatznähe vorhanden ist) zum Stillen freistellen.
- Entgelt und reguläre Pausenzeiten: Stillpausen gelten als bezahlte Arbeitszeit und können weder von den normalen Pausenzeiten noch vom regulären Arbeitsentgelt abgezogen werden.
Eine andere wichtige rechtliche Verordnung, wenn es um das Stillen am Arbeitsplatz geht, sind die Arbeitsstättenregeln der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. In der Richtlinie ASR A4.2 zu Pausen- und Bereitschaftsräumen ist festgelegt, welche Räumlichkeiten für schwangere Frauen und stillende Mütter (auf Verlangen) bereitzustellen sind. Dazu heißt es:
- Es sollen Einrichtungen zum Hinlegen, Ausruhen und Stillen am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden, die ausreichend Privatsphäre bieten.
- Sie müssen gepolstert und mit einem wasch- oder wegwerfbaren Belag ausgestattet sein.
- Sie müssen innerhalb von maximal fünf Minuten Fußweg erreichbar und frei von arbeitsbedingten Störungen sein.
Darüber hinaus gelten die gleichen allgemeinen Regelungen wie für normale Pausenräume und Pausenbereiche.
Übrigens gut zu wissen: Auch zum Stillen im Homeoffice gibt es im Mutterschutzgesetz eine klare Regelung. So steht in §8 des Gesetzes, dass der Arbeitgeber einer stillenden Arbeitnehmerin im Homeoffice nur so viel Arbeit geben kann, dass die Aufgaben werktags während eines siebenstündigen Arbeitstages erledigt werden können.
Aufgepasst
Mehr zum Thema Stillen und Mutterschutzgesetz liest du in diesem Blog-Artikel. Darin erfährst du auch, was hinsichtlich Kündigungsschutz, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitregelungen und unzulässigen Tätigkeiten am Arbeitsplatz gilt.
Stillen während der Arbeitszeit: Das sind die größten Herausforderungen
Rein rechtlich gesehen ist das Stillen am Arbeitsplatz klar geregelt. In der Praxis gibt es aber einige Herausforderungen, die die Vereinbarkeit von Stillen und Arbeiten erschweren können. Hier sind die häufigsten Probleme, mit denen berufstätige stillende Mamas zu kämpfen haben.
Stress und Schlafmangel machen das Stillen am Arbeitsplatz schwer
Stress kann einem als stillende Mama ganz schön zusetzen. Im Arbeitsalltag lässt sich Stress trotz den besten Bemühungen nicht immer vermeiden - vor allem dann nicht, wenn man gerade erst aus dem Mutterschutz zurückgekehrt ist und einiges aufarbeiten muss. Beim Stillen am Arbeitsplatz kann Stress schnell zum Problem werden.
Bist du angespannt und unter Umständen sogar gereizt, kann sich das auf dein Baby übertragen. Im schlimmsten Fall wird dein Baby unruhig an der Brust und es kommt vielleicht sogar zur Brustverweigerung. Auch der Milchspendereflex kann durch Stress gehemmt werden.
Das Gleiche gilt für Schlafmangel. Gerade in den ersten Tagen nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz ist es nicht selten, dass stillende Mamas schlechter schlafen. Zum einen, weil die Doppelbelastung von Stillen und Arbeiten unglaublich viel Kraft und Nerven kostet. Zum anderen, weil Babys während der Umstellungsphase häufig schlechter schlafen und nachts oft an die Brust wollen, um die am Tag verpassten Stillmahlzeiten nachzuholen. Auch Schlafmangel kann dazu führen, dass du gereizter bist als sonst und dass die Milch nicht so gut fließt wie sonst.
Weitere Faktoren, die das Stillen am Arbeitsplatz erschweren
Wie gut sich das Stillen während der Arbeitszeit umsetzen lässt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören unter anderem:
- Alter des Kindes: Bei älteren Babys, bei denen das Stillen bereits fest etabliert ist, ist das Stillen am Arbeitsplatz oftmals ein bisschen einfacher.
- Entfernung zwischen Wohnung und Arbeit: Ist der Arbeitsplatz sehr weit vom Wohnort entfernt, ist es fast unmöglich, dass dir jemand dein Baby auf die Arbeit bringt, damit du es dort stillen kannst. Eine mögliche Lösung ist es, eine Kita in der Nähe deines Arbeitsortes zu finden.
- Tätigkeitsfeld: Wie gut sich Stillpausen in den Arbeitsalltag integrieren lassen, hängt zum Großteil davon ab, welcher Tätigkeit du nachgehst. In manchen Berufen sorgen zusätzliche Pausen für Unterbrechungen, die den Workflow stören und hinten raus zu Problemen führen können. Hier ist es besonders wichtig, dass du dich mit deinem Arbeitgeber und deinen Kollegen abstimmst, wie ihr die Situation am besten angeht.
Stillen während der Arbeitszeit: Die besten Tipps
Stillen während der Arbeitszeit ist eine Herausforderung. Aber davon solltest du dich nicht entmutigen lassen. Hier sind ein paar hilfreiche Tipps, die es dir leichter machen, Stillen und Arbeiten unter einen Hut zu bekommen:
- Stimme dich mit deinem Arbeitgeber ab: Eine frühzeitige und vor allem sorgfältige Abstimmung mit dem Arbeitgeber kann viele Hürden beseitigen, die dem erfolgreichen Stillen am Arbeitsplatz im Weg stehen. Informiere deinen Arbeitgeber rechtzeitig über deine Pläne, nach dem Mutterschutz weiter zu stillen, und erkläre ihm, welche Rahmenbedingungen du dafür brauchst.
- Arbeite an deinem Zeitmanagement: Gutes Zeitmanagement ist entscheidend, um während der Arbeitszeit stillen zu können. Überlege dir vorab sorgfältig, welche Einteilung der Stillpausen für deinen Arbeitsalltag und deine Aufgaben am sinnvollsten ist. Um Überarbeitung vorzubeugen, solltest du außerdem darauf achten, dass du deine Workload an die verminderte tägliche effektive Arbeitszeit anpasst.
- Arbeite im Homeoffice: Je nachdem, welcher Tätigkeit du nachgehst, ist es vielleicht möglich, dass du nach dem Mutterschutz zunächst im Homeoffice arbeitest. Wenn du mit deinem Baby zuhause bist, fällt es viel leichter, Stillpausen einzulegen.
- Achte auf deine Ernährung: Eine gesunde Ernährung in der Stillzeit ist das A und O. Für berufstätige Mamas, die auch noch am Arbeitsplatz stillen, gilt das noch einmal mehr. Stillen während der Arbeitszeit verlangt deinem Körper einiges ab. Deshalb ist es besonders wichtig, ihn in dieser anstrengenden Phase besonders gut zu versorgen.
- Lerne verschiedene Stillpositionen: Je nachdem, welche Räumlichkeiten dir zum Stillen am Arbeitsplatz zur Verfügung stehen, ist deine übliche Stillposition unter Umständen nicht geeignet. In diesem Fall ist es gut, vorab ein paar neue Stillpositionen zu üben, die sich auch für unterwegs eignen.
- Verwende Stilleinlagen: Abpumpen oder Stillen während der Arbeitszeit kann dazu führen, dass zwischendurch Muttermilch austritt. Um ein unangenehm feuchtes Gefühl und Milchflecken auf der Arbeitskleidung zu vermeiden, verwendest du am besten waschbare Stilleinlagen. Auch dein übriges Stillzubehör solltest du am Arbeitsplatz dabei haben.
Stillen, Arbeitszeit und Stillpausen: Häufig gestellte Fragen
Es gibt eine Vielzahl an Fragen, die frischgebackene Mamas zum Thema “Stillen und Arbeitszeit” beschäftigen. Wir haben die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Wie lange muss mich mein Arbeitgeber zum Stillen freistellen?
Dein Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, dich für das Stillen freizustellen. Die Freistellung kann entweder in zwei Pausen à jeweils 30 Minuten aufgeteilt sein oder in einem zusammenhängenden Block von einer Stunde erfolgen.
Wenn dein Arbeitstag länger als acht Stunden dauert und du zwischendrin keine zweistündige Pause hast, muss dein Arbeitgeber dir sogar eine Freistellung von zweimal 45 Minuten gewähren. Als Sonderregelung gilt: Wenn kein geeigneter Ort zum Stillen in Arbeitsplatznähe vorhanden ist, kannst du während deines Arbeitstages sogar eine einmalige Freistellung von 90 Minuten verlangen.
Wichtig ist, dass du die Freistellung zum Stillen am Arbeitsplatz entweder mündlich oder schriftlich bei deinem Arbeitgeber beantragst und nicht einfach ohne Absprache Stillpausen einlegst. Das Recht auf Freistellung zum Stillen gilt für die ersten zwölf Monate nach der Geburt. Hier kannst du den Gesetzestext im Wortlaut nachlesen.
Sind Stillpausen Arbeitszeit?
Ja, rechtlich gesehen gelten Stillpausen als Arbeitszeit. Dein Arbeitgeber darf dir also für die zusätzlichen Pausen, in denen du dein Baby stillst oder Milch abpumpst, nicht weniger bezahlen. Dein Arbeitgeber darf auch nicht von dir verlangen, dass du die durch das Stillen “verlorene” Zeit nach deiner regulären Arbeitszeit nacharbeitest.
Werden Stillpausen bezahlt?
Stillpausen dürfen nicht von deinen regulären Pausenzeiten auf der Arbeit abgezogen werden. Heißt im Klartext: Du machst deine regulären Pausen und bekommst zusätzliche Pausenzeiten fürs Stillen, die ganz normal bezahlt werden und als Arbeitszeit gelten. Wenn du ganz genau wissen willst, was hierzu im Mutterschutzgesetz steht, kannst du die Bestimmungen hier nachlesen.
Wie lange zählt man als stillende Mutter nach dem Mutterschutzgesetz?
Die Sonderregelungen zum Stillen während der Arbeitszeit gelten für die ersten zwölf Monate nach der Entbindung. Das bedeutet, dass du ein Jahr lang Anspruch auf Stillpausen und eine dadurch verkürzte Arbeitszeit hast. Ist das erste Jahr vorüber, gelten die Sonderbedingungen für dich allerdings nicht mehr - auch nicht, wenn du dein Kind weiterhin stillst.
Wie lange darf eine stillende Mutter arbeiten?
In der Stillzeit ist die Arbeitszeit durch die Stillpausen verkürzt. Generell besagt das Mutterschutzgesetz, dass stillende Frauen nicht mehr als maximal achteinhalb Stunden täglich oder 90 Stunden pro Doppelwoche arbeiten dürfen. Gesetzlich geregelte Ruhepausen sind in dieser Zeit nicht mit eingerechnet.
Warum sollte man Stillen dem Arbeitgeber mitteilen?
Für deinen Arbeitgeber ist es unter Umständen nicht selbstverständlich, dass du dein Baby auch nach dem Mutterschutz weiterhin stillst. Daher ist es wichtig, ihn über deinen Wunsch, während der Arbeitszeit zu stillen, zu informieren. Das gibt deinem Arbeitgeber die Chance, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, damit du ganz entspannt deine Stillpausen nehmen kannst. Außerdem kann dein Arbeitgeber dir nur dann einen zum Stillen geeigneten Raum zur Verfügung stellen, wenn du ihn vorab informierst.
Was kann ich tun, wenn mein Arbeitgeber Stillen am Arbeitsplatz nicht erlaubt?
In den ersten zwölf Monaten nach der Geburt hast du ein Recht darauf, dein Baby zu stillen während der Arbeitszeit. Stillpausen sind gesetzlich verankert. Deshalb kann dir dein Arbeitgeber das Stillen am Arbeitsplatz nicht verbieten. Sollte es zu Unstimmigkeiten kommen, kannst du deinen Arbeitgeber auf die Bestimmungen im Mutterschutzgesetz hinweisen. Sollte das nicht helfen, ist der nächste Schritt, dich an die zuständige Aufsichtsbehörde zu wenden.
Kann ich in den Stillpausen auch abpumpen?
Auch wenn immer von Stillpausen die Rede ist, heißt das nicht unbedingt, dass du die Dinge so organisieren musst, dass dir jemand dein Baby zum Stillen auf die Arbeit bringt. Du kannst die Stillpausen auch dazu nutzen, Milch abzupumpen, die deinem Baby dann zugefüttert wird, während du auf der Arbeit bist.
Verwendete Quellen
- Mutterschutzgesetz (bmfsfj.de)
- Rechtliche Grundlagen - AFS Stillen (afs-stillen.de)
- BAuA - Technischer Arbeitsschutz (inkl. Technische Regeln) - ASR A4.2 Pausen- und Bereitschaftsräume - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
- Inhaltsübersicht MuSchG - Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)
- MRI-NSK_Stillen-und-Berufstaetigkeit.indd (bund.de)