Der Milcheinschuss markiert den Moment, in dem der Körper beginnt, die reichhaltige Vormilch durch reife Muttermilch zu ersetzen. Das bedeutet, dass die Milchproduktion, die in den ersten Tagen nach der Geburt auf sehr kleine Mengen beschränkt ist, kontinuierlich nach oben gefahren wird. Je nachdem, wie lange der Milcheinschuss auf sich warten lässt, kann es sein, dass zu wenig Muttermilch produziert wird und das Neugeborene (zumindest vorübergehend) zugefüttert werden muss.
Aber was verursacht einen verspäteten Milcheinschuss? Bis wann sollte die Milch spätestens da sein? Und was tun, wenn der Milcheinschuss nicht kommt? Wir beantworten alle eure Fragen.
Inhaltsverzeichnis
Was gilt als verspäteter Milcheinschuss?
Milcheinschuss bleibt aus: Was bedeutet das für das Stillen?
Verspäteter Milcheinschuss: Welche Gründe gibt es?
Milcheinschuss bleibt aus: Natürliche Methoden und Tipps, damit die Milch kommt
Milcheinschuss bleibt aus: Austausch mit anderen Müttern kann helfen
Milcheinschuss bleibt aus: Was tun?
Was gilt als verspäteter Milcheinschuss?
Die Milchbildung erfolgt in zwei Phasen. Die erste Phase beginnt noch in der Schwangerschaft. In ihr wird die reichhaltige, goldgelbe Vormilch, das Kolostrum, gebildet. Die zweite Phase umfasst die Umstellung auf die reife Muttermilch. Letztere wird in größeren Mengen produziert und ist deutlich dünnflüssiger als das Kolostrum.
Der Milcheinschuss markiert den Beginn der zweiten Phase der Milchbildung. Bei nicht wenigen Frauen fühlen sich die Brüste während des Milcheinschusses unangenehm voll an und spannen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einer initialen Brustdrüsenschwellung, die mehrere Tage andauern kann.
Im Normalfall findet der Milcheinschuss zwischen 30 und 48 Stunden nach der Geburt statt. Danach steigt die Milchmenge recht schnell immer weiter an, bis der Körper die Milchmenge so reguliert hat, dass sie an die Bedürfnisse des Kindes angepasst ist. Aber wann sollte der Milcheinschuss spätestens da sein?
Diese Frage lässt sich so nicht beantworten. Es gibt viele Faktoren, die den Milcheinschuss beeinflussen können. Bei den meisten Frauen macht sich das Einsetzen der reifen Milchproduktion innerhalb von drei bis vier Tagen nach der Geburt bemerkbar. In manchen Fällen kann es auch mal bis zu fünf Tage dauern. Von einem verspäteten Milcheinschuss spricht man in der Regel, wenn der Milcheinschuss später als drei Tage nach der Geburt kommt.
Milcheinschuss bleibt aus: Was bedeutet das für das Stillen?
Nicht selten sind frischgebackene Mamas beunruhigt, wenn der Milcheinschuss zunächst ausbleibt. Fließt beim Stillen in den ersten Tagen nach der Geburt nur Kolostrum, stellt sich schnell die Sorge ein, dass das Baby nicht ausreichend versorgt wird. Hier gilt aber erst einmal Entwarnung: Die Vormilch ist so reich an Nährstoffen und Kalorien, dass selbst kleine Mengen ausreichend sind, damit das Baby gut versorgt ist.
Bleibt der Milcheinschuss allerdings zu lange aus, kann es beim Stillstart zu Problemen kommen. Denn grundsätzlich gilt: Je später der Milcheinschuss, desto langsamer die Milchbildung. Das kann zur Folge haben, dass das Baby unter Umständen zugefüttert werden muss, um den Zeitraum zu überbrücken, bis die Milchproduktion richtig in Gang gekommen ist.
Je nach Umständen kann das zu weiteren Stillproblemen führen. Dazu können gehören:
- Probleme beim Umstellen von der Flaschenfütterung auf ausschließliches Stillen an der Brust (z. B. Brustverweigerung)
- Wunde Brustwarzen aufgrund von Saugverwirrung
- Fehlendes Selbstvertrauen der Mutter, weiterhin nicht genug Milch für ihr Baby zu haben
- Frühzeitiges Abstillen, wenn die volle Milchbildung nicht erreicht wird
Wichtig zu wissen
Mit einem richtigen und konsequenten Stillmanagement und professioneller Unterstützung kann es trotz verspätetem Milcheinschuss gelingen, die Milchbildung im Laufe der Zeit so zu steigern, dass nicht mehr zugefüttert werden muss. Und auch wenn Vollstillen nicht möglich ist, so ist auch teilweises Füttern an der Brust sinnvoll, um die Vorteile des Stillens für Mutter und Kind zu nutzen.
Verspäteter Milcheinschuss: Welche Gründe gibt es?
Ein verspäteter Milcheinschuss kann verschiedene Ursachen haben. Lässt die Milch auf sich warten, kann es dafür folgende Gründe geben:
- Spätes erstes Anlegen: Idealerweise sollte das erste Stillen unmittelbar nach der Geburt stattfinden, soweit es der Zustand von Mutter und Kind erlaubt. Je länger das erste Stillen hinausgezögert wird, desto höher das Risiko für einen verspäteten Milcheinschuss.
- Falsches Stillmanagement in den ersten Tagen: Häufiges Anlegen ist ein entscheidender Faktor dafür, dass die Milchbildung richtig in Gang kommt. Wird das Baby in den ersten Tagen zu selten angelegt, kann sich das negativ auf den Milcheinschuss auswirken.
- Verspäteter Milcheinschuss nach Kaiserschnitt: Stillen nach einem Kaiserschnitt ist bekanntermaßen schwieriger als nach einer normalen vaginalen Geburt. Einer der Gründe ist, dass die Milch nach einem Kaiserschnitt häufig etwas verspätet einschießt.
- Frühgeburt: Auch eine Frühgeburt kann dazu führen, dass der Milcheinschuss zunächst einmal ausbleibt. Ist der Körper noch nicht ausreichend auf die Produktion von Muttermilch vorbereitet, kann das den Prozess verzögern.
- Lange und anstrengende Geburt: Eine besonders schwierige Geburt kann das Einsetzen der Milchproduktion ebenfalls verzögern. Bei hohem Blutverlust und übermäßiger Anstrengung braucht der Körper einfach etwas länger, um sich ausreichend zu erholen, um mit der Milchproduktion zu beginnen.
- Vorerkrankungen der Mutter: Bestimmte Krankheiten können den Milcheinschuss ebenfalls negativ beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel Übergewicht und Diabetes. Auch beim Stillen mit Brustkrebs sind Probleme mit der Milchbildung nicht selten.
- Schlafmangel und Stress: Zu wenig Schlaf oder übermäßiger Stress können sich negativ auf die Ausschüttung von Oxytocin im Körper und damit auch auf den Milchspendereflex auswirken.
- Plazentareste: Wenn bei der Geburt nicht alles an Plazentagewebe vom Körper der Mutter abgestoßen wird, können die in der Gebärmutter verbleibenden Überreste dazu führen, dass der Milcheinschuss ausbleibt. Die Milchbildung setzt in solchen Fällen erst ein, wenn die Plazentareste entfernt wurden.
- Rauchen: Mütter, die rauchen, haben häufiger das Problem, dass der Milcheinschuss sich verzögert, als Mütter, die nicht rauchen.
Milcheinschuss bleibt aus: Natürliche Methoden und Tipps, damit die Milch kommt
Was kann man als stillende Mama also tun, wenn der Milcheinschuss ausbleibt?
Hier sind ein paar Tipps, die helfen können:
- Gesunde Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung während der Stillzeit ist eine wichtige Voraussetzung, damit der Körper der Mutter optimal versorgt ist und genügend Energie und Nährstoffe für die Milchbildung hat. Daneben ist es auch wichtig, dass die stillende Mama genug trinkt.
- Gutes Stillmanagement: Beim Stillmanagement lautet die Devise: häufig, frühzeitig und effektiv stillen. Je früher das erste Mal angelegt wird, desto besser. Und auch danach immer wieder anlegen und darauf achten, dass das Baby die Brust richtig leert. Ist das nicht der Fall, kann mit Abpumpen oder per Handentleerung der Brust nachgeholfen werden. Auch die Wahl der richtigen Stillposition spielt hier eine wichtige Rolle.
- Stilltee: Stilltees enthalten eine Kombination aus verschiedenen Kräutern und natürlichen Inhaltsstoffen, denen eine milchbildende Wirkung nachgesagt wird. Dazu gehören zum Beispiel Bockshornklee und Zitronenverbene, die übrigens auch in unserem Livella Bio-Stilltee enthalten sind.
- Ausreichend Ruhe und Schlaf: Schlafmangel und übermäßige Erschöpfung werden als mögliche Ursachen für einen verspäteten Milcheinschuss angesehen. Um dem vorzubeugen, sollten frisch entbundene Mamas darauf achten, sich gut auszuruhen und viel zu schlafen.
- Überprüfung des Saugverhaltens an der Brust: Für das Einsetzen des Milcheinschusses ist nicht nur frühzeitiges und häufiges Anlegen wichtig, sondern auch, dass die Brust beim Stillen richtig leer wird. Bei einem verspäteten Milcheinschuss sollte deswegen auch überprüft werden, ob das Baby an der Brust effektiv trinkt und nicht etwa durch ein verkürztes Zungenband beim Stillen gestört wird.
- Alternative Zufütterungsmethoden: Wenn zugefüttert werden muss, sollte das, wenn möglich, ohne Flasche geschehen. Alternativ kann ein Brusternährungsset verwendet werden. Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, Milch mit einem Löffel oder einem Becher zuzufüttern.
Milcheinschuss bleibt aus: Austausch mit anderen Müttern kann helfen
Wie bei vielen anderen Problemen und Herausforderungen in der Stillzeit kann es auch bei einem verspäteten Milcheinschuss hilfreich sein, sich mit anderen Mamas auszutauschen. Denn wie heißt es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Natürlich können Mamas sich auch Freunden und Familie anvertrauen. Häufig ist es aber so, dass es mehr hilft, mit anderen Müttern zu reden, die aktuell mit dem gleichen Problem konfrontiert sind oder zu Stillbeginn ebenfalls einen verzögerten Milcheinschuss hatten.
Der Austausch unter Mamas kann einen unglaublich positiven Effekt haben. Zum einen hilft es enorm zu sehen, dass andere Mütter die gleichen oder ähnliche Probleme haben. Zum anderen kann man sich so gegenseitig Tipps geben und sich moralisch unterstützen.
Neben dem Austausch mit anderen Mamas (z. B. durch Teilnahme an einer Stillgruppe) sollten Frauen mit verspätetem Milcheinschuss rechtzeitig eine professionelle Beratung durch eine Hebamme oder eine Stillberaterin erhalten. Eine gute Betreuung von Anfang an steigert die Chancen erheblich, dass trotz Startschwierigkeiten im Endeffekt voll gestillt werden kann.
Milcheinschuss bleibt aus: Was tun?
Ein verspäteter Milcheinschuss muss nicht gleich ein Grund zur Sorge sein. Setzt die Produktion der Muttermilch nur leicht verspätet ein, stehen die Chancen gut, dass trotzdem ausschließlich gestillt werden kann, sobald die Milchbildung richtig in Gang kommt. Damit das funktioniert, ist ein gutes und vor allem konsequentes Stillmanagement erforderlich. Heißt konkret: Das Baby muss häufig angelegt und die Brust jedes Mal richtig leer werden.
Lässt der Milcheinschuss hingegen länger auf sich warten, sinken die Chancen, dass nach einer vorübergehenden Phase der Zufütterung voll gestillt werden kann. Mamas mit Stillwunsch sollten sich daher bewusst sein, dass bei einem sehr stark verspäteten Einsetzen der Milchbildung das Risiko besteht, dass sie ihr Kind nur teilstillen können.
In jedem Fall ist es ratsam, sich von Anfang an die professionelle Unterstützung einer Hebamme oder einer Laktationsberaterin zu sichern. Fachpersonal kann helfen, den Milcheinschuss zu fördern, und darüber hinaus Tipps geben, wie die Milchproduktion danach kontinuierlich gesteigert werden kann.
Verwendete Quellen
- Wenn der Start der reichlichen Milchbildung auf sich warten lässt – der verspätete „Milcheinschuss“ - Still-Lexikon
- Stillen und Muttermilchernährung (publisso.de)
- Grundlagen des Stillens - La Leche Liga Deutschland e.V.
- Stillen nach dem Kaiserschnitt | Livella.de
- Milchproduktion fördern: Tipps für mehr Muttermilch (livella.de)