Studien zufolge ist zu wenig Muttermilch einer der häufigsten Gründe für frühzeitiges Abstillen. So geben knapp 64% der befragten Mütter, die ihr Kind für sechs Monate oder weniger gestillt haben, an, dass sie wegen einer unzureichenden Milchproduktion mit dem Stillen aufgehört haben.1
Eine eng damit in Verbindung stehende Befürchtung, die viele Mamas haben, ist, dass ihr Baby von der verfügbaren Muttermilch nicht satt würde. Da die Muttermilch sehr reichhaltig und voller wichtiger Nährstoffe ist, ist diese Sorge bei normaler Milchproduktion allerdings unbegründet. Immerhin empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen.
Trotzdem gibt es natürlich Fälle, in denen der Körper der Mutter von selbst nicht genug Milch bereitstellt. Dann fragt man sich als stillende Mama schnell, wie man die Milchbildung anregen kann. Genau das verraten wir dir in diesem Blog-Artikel. Aber zuerst schauen wir uns an, wie die Milchbildung zu Beginn der Stillzeit überhaupt funktioniert und wie viel Milch neugeborene Babys tatsächlich brauchen.
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert die Milchbildung am Anfang?
Milchproduktion fördern: Wie viel Milch braucht mein Baby in der Stillzeit?
Ist eine geringe Milchbildung am Anfang der Stillzeit normal?
Probleme bei der Milchbildung: Wann wird es notwendig, die Milchproduktion zu fördern?
Tipps, um die Milchbildung anzuregen
Zu wenig Muttermilch trotz Versuchen, die Milchbildung anzuregen?
Fazit: Ein gutes Stillmanagement reicht meist aus, um die Milchproduktion zu fördern
Wie funktioniert die Milchbildung am Anfang?
Bereits während der Schwangerschaft bereitet sich der Körper der Mutter auf das Stillen vor. Eine Veränderung, die sich direkt beobachten lässt, ist eine Vergrößerung der Brust, wenn der Körper zusätzliches Brustdrüsengewebe produziert. Eben dieses Brustdrüsengewebe ist für die Produktion der Muttermilch zuständig. Der Rest wird durch Hormone geregelt.
So kommt es nach der Geburt zu einem Abfall des Östrogenspiegels, während die Konzentration des Hormons Prolaktin ansteigt. Letzteres ist für die Milchbildung verantwortlich. In den ersten Tagen nach der Geburt ist die Milchmenge zunächst noch sehr gering. Da es sich dabei aber um die reichhaltige Vormilch (auch bekannt als Kolostrum) handelt, reicht auch die geringe Menge, um dein Baby satt zu machen.
Irgendwann zwischen dem 2. und dem 6. Tag nach der Geburt kommt es dann zum sogenannten Milcheinschuss. Dann beginnt der Körper nach und nach, von der Vormilch auf die richtige Muttermilch umzustellen und größere Mengen zu produzieren. Besonders in dieser Phase ist ein gutes Stillmanagement mit häufigem Anlegen gefragt, damit die Milchproduktion von Anfang an richtig in Gang kommt.
Milchproduktion fördern: Wie viel Milch braucht mein Baby in der Stillzeit?
Ist die Milchproduktion erst einmal in Gang gesetzt, folgt sie dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Das bedeutet, dass dein Körper die Milchbildung auf den Bedarf deines Babys abstimmt. Aber welche Mengen an Milch braucht ein Baby in der Stillzeit überhaupt?
Jedes Baby ist individuell, wenn es um sein Trinkverhalten und seinen Milchbedarf geht. Als Anhaltspunkt kannst du dir jedoch merken, dass Babys ab dem zweiten Stillmonat im Schnitt zwischen 750 ml und 800 ml Milch pro Tag zu sich nehmen. Je nach Baby, kann dieser Wert aber auch höher oder niedriger liegen.
Ist eine geringe Milchbildung am Anfang der Stillzeit normal?
Wissenschaftliche Erhebungen zeigen, dass eine zu niedrige Milchproduktion in 27% der Fälle in den ersten 14 Tagen nach der Geburt ein Problem darstellt. Aber heißt das, dass eine schwache Milchbildung am Anfang der Stillzeit normal ist?
Bis es zum tatsächlichen Milcheinschuss kommt, sondert die Brust nur sehr kleine Mengen Vormilch ab. Das ist völlig normal und muss dir als Mama keine Sorgen bereiten. Sobald der Körper anfängt, auf die normale Muttermilch umzustellen, sollte die Milchmenge jedoch immer mehr werden. Passiert das nicht von allein, kannst du als Mama etwas nachhelfen. Was du genau tun kannst, um deine Milchproduktion zu fördern, verraten wir dir im nächsten Abschnitt.
Probleme bei der Milchbildung: Wann wird es notwendig, die Milchproduktion zu fördern?
Die Sorge, nicht genug Milch für sein Baby zu haben, ist unter stillenden Mamas weit verbreitet. Häufig ist es jedoch so, dass es sich dabei um eine falsche Annahme handelt und das Baby eigentlich ausreichend Milch bekommt. Manchmal ist die Annahme, dass einfach nicht genug Milch fließt, jedoch korrekt.
Kommt die Milchproduktion nach dem Milcheinschuss nicht richtig in Gang, kann das verschiedene Gründe haben. Faktoren, die die Milchbildung hemmen können, sind:
- Fehlerhaftes Stillmanagement, z. B. Stillen nach festen Zeiten statt nach den Bedürfnissen des Kindes
- Verspätetes erstes Anlegen aufgrund von Komplikationen bei der Geburt oder anderer Faktoren, die es verhindern, dass das Neugeborene innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt angelegt wird
- Ungünstiges Saugverhalten des Kindes
- Vorübergehende Trennung von Mutter und Kind
- Schwere und komplizierte Geburt
- Fehlende Entspannung beim Stillen, die den Milchspendereflex hemmt
- Anatomische Veränderungen beim Kind, die das richtige Saugen an der Brust erschweren
- Medizinische Ursachen auf der Seite der Mutter
Letztere sind glücklicherweise nur selten der Grund für eine zu geringe Milchbildung. In vielen Fällen sind ein ungünstiges Stillverhalten oder eine falsch ausgeführte Anlegetechnik die Ursache dafür, dass nicht genügend Milch produziert wird.
Tipps, um die Milchbildung anzuregen
Es gibt mehrere Faktoren, die einen Einfluss auf die Laktation haben. Dazu gehören in erster Linie die Häufigkeit des Anlegens, die Saugtechnik des Kindes, das “Leerwerden” der Brust und die Ausschüttung bestimmter Hormone.
Um die Milchbildung anzuregen, musst du also dafür sorgen, dass das Zusammenspiel dieser vier Faktoren funktioniert. Außerdem solltest du im Hinterkopf behalten, dass auch bei der Muttermilchbildung das Prinzip von Angebot und Nachfrage gilt. Heißt konkret: Je öfter und besser die Brust beim Stillen geleert wird, desto mehr Milch wird der Körper produzieren.
Hier sind verschiedene Tipps und Tricks, wie du deine Milchproduktion fördern kannst:
- Korrekte Anlegetechnik: Richtiges Anlegen ist die Grundvoraussetzung dafür, dass dein Baby richtig saugen kann. Und nur wenn es effektiv an der Brust saugt, kann es sie auch richtig leeren. Das ist wiederum wichtig, damit der Körper merkt, dass neue Milch produziert werden muss.
- Häufiges Stillen: Häufiges Trinken an der Brust hilft, die Milchbildung anzuregen. Denn so weiß der Körper, dass es notwendig ist, neue Milch zu produzieren.
- An beiden Seiten stillen lassen: Die Produktion von Muttermilch lässt sich auch dadurch ankurbeln, dass die Brust beidseitig vom Baby geleert wird. Ob du dein Baby dabei während einer Stillmahlzeit nacheinander an beiden Seiten anlegst oder zwischendurch öfter die Seite wechselst, ist dir überlassen.
- Keine Fremdsauger: Stillkinder, denen ein Schnuller oder vorübergehend die Flasche angeboten wird, eignen sich häufig eine falsche Saugtechnik an. Falsches Saugen bedeutet wiederum, dass die Brust nicht richtig leer wird beim Stillen und der Körper nicht mit einer gesteigerten Milchproduktion reagiert.
- Möglichst viel Haut-zu-Haut-Kontakt: Direkter Körperkontakt ist nicht nur wichtig, um die Bindung zwischen dir und deinem Baby zu stärken, sondern regt auch die Ausschüttung der Hormone an, die für das Auslösen den Milchspendereflexes und die Milchbildung zuständig sind.
- Zusätzliches Abpumpen: Wenn dein Baby die Brust nicht selbst richtig abtrinkt, dann kann es helfen, entweder per Hand oder mit einer Milchpumpe zusätzlich Muttermilch zu gewinnen und so die Milchproduktion zu fördern. Übrigens gut zu wissen: Wenn beim Abpumpen nicht viel Milch fließt, heißt das nicht unbedingt, dass dein Körper zu wenig Muttermilch produziert, sondern kann auch einfach ein Indiz dafür sein, dass beim Abpumpen der Milchspendereflex nicht ausreichend stimuliert wird. Außerdem gilt: Kürzer, aber dafür häufiger hilft meist mehr, die Milchbildung anzuregen als langes, aber dafür selteneres Abpumpen.
- Richtige Stillposition wählen: Welche Stillposition für dich und dein Kleines am besten funktioniert, ist natürlich individuell. Manche Stillpositionen erlauben es deinem Baby jedoch besser als andere, die Brust beim Stillen richtig zu leeren. Um die Milchproduktion zu fördern, solltest du diese Positionen, wenn möglich, bevorzugen.
- Milchfluss stimulieren durch Wärme: Eine Wärmebehandlung der Brust kann den Milchfluss verbessern, was letztlich dazu beitragen kann, dass die Brust gut geleert und danach wieder ausreichend neue Muttermilch produziert wird. Dazu kannst du spezielle Brustgelkissen verwenden, die eine Aussparung für die Brustwarze haben und so auch während der Stillmahlzeit verwendet werden können.
Daneben gibt es auch die Möglichkeit, die Muttermilchproduktion über die folgenden Wege anzukurbeln. Dazu gehören:
- Stilltee: Stilltees kombinieren verschiedene Kräuter und Substanzen, denen eine milchbildende Wirkung zugeschrieben wird. In unserem Livella Stilltee findest du neben anderen Bio-Kräutern auch Zitronenverbene und Bockshornklee, zwei wichtige Inhaltsstoffe, die in keinem Stilltee fehlen sollten.
- Abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung: Eine gute Milchbildung setzt eine gesunde, ausgewogene Ernährung voraus. Wenn du deinem Körper alle wichtigen Nährstoffe zuführst und ihn gut versorgst, dann kann er auch dein Kleines mit der wertvollen Muttermilch versorgen. Ebenfalls beachten solltest du, dass sich Restriktionen beim Essen (z. B. eine Diät, um eventuelle Schwangerschaftspfunde wieder loszuwerden) negativ auswirken können.
- Nahrungsergänzungsmittel: Stillenden Müttern wird empfohlen, in der Stillzeit sowohl Jodsalz als auch gegebenenfalls Jodtabletten einzunehmen, allerdings immer nur ein Präparat zur Zeit.
- Ausreichend trinken: Genug zu trinken ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für eine gute Milchbildung.
Zu wenig Muttermilch trotz Versuchen, die Milchbildung anzuregen?
Wenn du trotz deiner Anstrengungen, deine Milchbildung anzuregen, den Eindruck hast, dass du wirklich zu wenig Milch hast, wird es Zeit, deinen Verdacht mit deiner Hebamme oder einer Stillberaterin abzuklären und gegebenenfalls ärztliche Hilfe aufzusuchen. Unter Umständen sind tatsächlich anatomische Ursachen oder Probleme mit dem Hormonhaushalt der Grund dafür, dass trotz Bemühungen, die Milchproduktion zu fördern, einfach nicht genug Milch fließt, um dein Kleines satt zu machen.
Dein Arzt bzw. deine Ärztin kann dir bei Bedarf Medikamente verschreiben, die milchbildungsfördernd wirken. Dabei handelt es sich um sogenannte Galaktogoga, die die Menge an Prolaktin, also dem für die Milchproduktion verantwortlichen Hormon, in deinem Körper fördern. Bevor du allerdings den Einsatz von Medikamenten zur Förderung der Milchproduktion in Betracht ziehst, solltest du erst sichergehen, dass die zu geringe Milchbildung wirklich nicht auf ein schlechtes Stillmanagement zurückzuführen ist.
Viele Mütter haben gerade zu Beginn der Stillzeit Angst, dass sie nicht genug Milch produzieren, damit ihr Baby richtig satt wird. Wenn es dir auch so geht, bist du mit dieser Sorge also nicht allein. Wichtig ist es jedoch, sich zu merken, dass es sich dabei häufig einfach nur um eine falsche Wahrnehmung handelt. Auch wenn die Muttermilch recht “dünn” wirkt, so bietet sie deinem Baby alles, was es in den ersten sechs Monaten seines Lebens braucht.
Entwickelt sich dein Kleines gut und nimmt stetig an Gewicht zu, brauchst du dir in der Regel keine Sorgen zu machen. Ist das nicht der Fall, kannst du mit verschiedenen Techniken versuchen, die Milchbildung anzuregen. Als Grundsatz gilt dabei: Je häufiger und besser die Brust geleert wird, desto schneller und besser beginnt der Körper, wieder neue Milch zu produzieren.
Die ersten Maßnahmen, um die Milchproduktion zu fördern, sollten daher das Überprüfen deiner Anlegetechnik und des Saugverhaltens deines Babys sein. Auch dein Stillmanagement kritisch zu überprüfen kann hilfreich sein. Bei Saugproblemen kann sich zusätzliches Abpumpen positiv auswirken. Das Einhalten allgemeiner Gesundheitsgrundsätze wie eine ausgewogene Ernährung und ausreichendes Trinken gehören ebenfalls zu den geeigneten Maßnahmen.
Darüber hinaus können Stilltees helfen, die Milchproduktion anzukurbeln. Sollte das alles nichts helfen, kannst du mit einem Arzt abklären, ob körperliche Ursachen für die geringe Milchbildung verantwortlich sind.
Verwendete Quellen
- https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/6797/Brettschneider2018_Article_StillverhaltenInDeutschlandNeu.pdf?sequence=1&isAllowed=y
- https://www.who.int/health-topics/breastfeeding#tab=tab_1
- http://stillstudien.de/downloads/Artikel%20SuSe%20I%20MoKi.pdf
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/Trinkt%20mein%20Baby%20genug%20Milch.pdf
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/LLL_Muttermilch_gewinnen_und_aufbewahren.pdf
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/LLL_Mythen_und_Ammenmaerchen_rund_ums_Stillen(1).pdf
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/LLL_So_fliesst_reichlich_Muttermilch.pdf
- https://rapp-stoefken.de/files/NWJF-HE-Saeuglinge.pdf
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7498377/
- https://www.still-lexikon.de/steigerung-der-milchbildung-der-theoretische-hintergrund/#kurzfristig
- https://www.stillen-institut.com/de/zu-wenig-milch.html#:~:text=H%C3%A4ufige%20Faktoren%2C%20die%20zu%20einer,Ineffektive%20Saugtechnik%20des%20Kindes
- https://www.dhz-online.de/news/detail/artikel/medizin-fuer-mehr-milch/#:~:text=Galaktogoga%20(Laktagoga)%20sind%20Medikamente%20oder,siehe%20Kasten%20%C2%BBPhysiologie%C2%AB).