Nicht wenige Mütter stellen nach der Geburt ihres Babys fest, dass Stillen gar nicht so einfach ist wie ursprünglich gedacht. Natürlich gibt es auch Mutter-Baby-Paare, bei denen das Stillen von Anfang an reibungslos klappt. In der Mehrheit der Fälle ist es jedoch so, dass es ein bisschen Übung erfordert, bis das Ganze glatt über die Bühne geht.
Dem richtigen Anlegen beim Stillen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Denn korrektes Anlegen ist die Voraussetzung für erfolgreiches Stillen. Aber keine Angst, wenn du nicht zu den Müttern gehörst, bei denen das Anlegen ganz intuitiv funktioniert. Richtiges Anlegen kann man lernen. Und wie das funktioniert, zeigen wir dir in diesem Blog-Artikel. Am Ende des Beitrags wirst du ganz genau wissen:
- Warum korrektes Anlegen wichtig ist
- Wie du Schritt für Schritt dein Baby beim Stillen richtig anlegen kannst
- Wie du deine Anlegetechnik selbst überprüfst
- Welche Probleme das Anlegen erschweren können
- Welche Stillposition sich besonders gut zum Anlegen eignet
- Welche häufigen Fehler es zu vermeiden gilt
Warum ist es so wichtig, beim Stillen richtig anzulegen?
Richtiges Anlegen ist beim Stillen die halbe Miete. Denn hat dein Kleines erst einmal richtig angedockt, läuft der Rest in der Regel so gut wie von allein. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Hebammen und Stillberaterinnen dem Thema so viel Bedeutung beimessen. Immerhin ist eine gute Anlegetechnik eine wichtige Voraussetzung dafür, dass:
- Dein Baby gut an der Brust saugen kann und sich nicht übermäßig anstrengen muss, um seinen Hunger zu stillen.
- Dein Baby ausreichend Milch bekommt und sich gut entwickeln kann.
- Deine Brust nicht zu sehr strapaziert wird und es nicht zu wunden Brustwarzen in der Stillzeit kommt - sollte das doch passieren, helfen Silberhütchen bei der Heilung.
- Die Milchbildung korrekt angeregt wird und dein Körper die Produktion der Muttermilch regulieren kann.
- Es gar nicht erst zu Schmerzen beim Stillen kommt und du die Stillzeit mit deinem Baby in vollen Zügen genießen kannst.
- Die Brust beim Stillen richtig leer wird und es nicht zu einem Milchstau oder einer Brustentzündung kommt.
Kurz gesagt: Wenn du dein Baby von Anfang an korrekt anlegst, kannst du folglich vielen gängigen Stillproblemen und -beschwerden vorbeugen. Außerdem macht richtiges Anlegen das Stillen meist erträglicher, wenn du bereits Schmerzen in oder an der Brust hast.
Schritt für Schritt richtig anlegen beim Stillen
Damit das Anlegen von Anfang an gut klappt, haben wir dir hier eine kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung gebastelt, die du in der Anfangsphase des Stillens befolgen kannst. Danach wird das Stillen für dich und dein Kleines ganz schnell zur Routine. Befolge hierzu einfach die folgenden Schritte:
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Schritt 1: Bereite alles vor
Lege dir alles bereit, was du eventuell während des Stillens brauchen könntest. Damit du dein Baby beim Trinken nicht unterbrechen musst, ist es gut, ein Glas Wasser, einen Snack und auch andere Dinge zur Hand zu haben, mit denen du dich während der Stillmahlzeit ablenken kannst.
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Schritt 2: Finde eine bequeme Position
Suche dir eine bequeme Position zum Stillen aus. Egal, ob du im Sitzen oder im Liegen stillen willst, es sollte für dich bequem sein. Dazu kannst du auch gern ein Stillkissen oder andere Kissen verwenden, um deinen Körper zu stützen. Welche Stillposition richtiges Anlegen in der Anfangszeit gut unterstützt, verraten wir dir weiter unten im Artikel.
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Schritt 3: Führe dein Baby zur Brust
Sobald du bequem sitzt - beziehungsweise liegst - ist der nächste Schritt, dein Baby sanft an deine Brust zu führen. Dabei solltest du unbedingt darauf achten, dass du nicht deine Brust zu deinem Baby bewegst, sondern wirklich dein Baby zur Brust bringst. Sonst drohen auf Dauer Rückenprobleme. Ebenfalls wichtig ist, dass das Baby immer zu dir hin gedreht ist. Es sollte seinen Kopf nicht verdrehen müssen, um deine Brustwarze zu finden.
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Schritt 4: Forme deine Brust fürs Andocken
Um es deinem Baby zu erleichtern, die Brust bestmöglich zu erfassen, kannst du diese mit deiner freien Hand leicht in Form bringen. Heißt konkret: Greife deine Brust so, dass du sie leicht zwischen deinem Daumen und den restlichen Fingern zusammendrücken kannst und die Brustwarze leicht nach vorne gewölbt ist.
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Schritt 5: Bringe dein Baby dazu, den Mund zu öffnen
Ist die Nase deines Babys auf der Höhe deiner Brustwarze und die Brust entsprechend vorgeformt, sollte sich der Mund deines Kleinen automatisch weit öffnen, um die Brust aufzunehmen. Sollte das nicht von allein passieren, kannst du seine natürlichen Reflexe dadurch stimulieren, dass du ihm leicht über sein Kinn und seine Unterlippe streichelst. Spätestens dann sollte sich sein Mund weit öffnen - so weit wie beim Gähnen.
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Schritt 6: Zieh dein Kleines zu dir heran
Sobald dein Kleines den Mund weit geöffnet hat, bringst du es noch näher an deine Brust, damit es die Brustwarze tief in den Mund nehmen kann. Auch der umliegende Brustwarzenhof sollte zum Großteil im Mund deines Kindes verschwinden.
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Schritt 7: Überprüfe noch einmal, dass dein Baby korrekt angelegt
Sobald dein Kleines anfängt zu trinken, solltest du dir kurz die Zeit nehmen, um noch einmal zu überprüfen, dass wirklich alles so ist, wie es sein soll. Worauf du hierbei achten solltest, verraten wir dir im nächsten Abschnitt.
Beim Stillen richtig anlegen: So überprüfst du, ob du es richtig machst
Das Problem mit einer falschen Anlegetechnik ist, dass du als stillende Mama häufig erst merkst, dass du es nicht ganz richtig machst, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Damit es gar nicht erst zu Schmerzen und anderen Stillproblemen kommt, ist es gerade am Anfang wichtig, regelmäßig die Stillhaltung und das Saugverhalten zu überprüfen. Ob du dein Baby beim Stillen richtig anlegen konntest, lässt sich anhand nur weniger kleiner Indikatoren feststellen.
- Sein Mund weit geöffnet ist.
- Die Brustwarze weit hinten im Mund des Babys liegt und der umliegende Brustwarzenhof ebenfalls zum Großteil in seinem Mund ist.
- Seine Ober- und Unterlippe etwas nach außen gedreht sind - ein bisschen wie bei einem Fisch.
- Sein Kinn direkten Kontakt mit deiner Brust hat - eventuell berührt sogar seine Nase leicht die Brust.
- Seine Zunge nach vorne gelagert unter der Brustwarze liegt.
- Es sein Köpfchen frei bewegen kann und sich nicht verdrehen muss, um die Brust zu erfassen.
- Es ganz eng an deinem Körper liegt und dir zugewandt ist.
- Du beim Stillen keine Schmerzen hast.
- Du Sauggeräusche hörst - Klickgeräusche sind hingegen häufig ein Zeichen dafür, dass das Baby falsch angelegt ist.
- Sich Unterkiefer und Ohren beim Saugen rhythmisch mitbewegen.
- Du nach dem Stillen das Gefühl hast, dass deine Brust gut geleert ist.
Wenn du beim ersten Anlauf merkst, dass das Anlegen nicht korrekt geklappt hat, löst du dein Baby am besten wieder von der Brust und startest einen neuen Versuch. Dazu schiebst du einfach deinen kleinen Finger seitlich in die Mundhöhle deines Babys und drückst seinen Unterkiefer leicht nach unten.
Erst nachdem dein Baby seinen Mund wieder geöffnet hat, solltest du es von deiner Brust entfernen - sonst kann es sein, dass du dabei deine Brustwarzen verletzt. Danach kannst du sofort wieder neu anlegen. Wichtig ist, dass du nicht hektisch wirst.
Gängige Probleme, die richtiges Anlegen beim Stillen erschweren
Selbst bei Müttern, die in der Theorie ganz genau wissen, wie richtiges Anlegen beim Stillen aussehen muss, kann es in der Praxis zu Schwierigkeiten und Problemen kommen. Immerhin ist die Mutter nicht die einzige Person, die für das erfolgreiche Stillen eine wichtige Rolle spielt. Auch auf der Seite deines Babys muss beim Anlegen alles richtig laufen.
Hier sind ein paar häufige Probleme, die dazu führen können, dass es mit dem Trinken an der Brust nicht klappt - und das obwohl du eigentlich alles richtig machst.
- Dein Baby öffnet den Mund nicht - oder einfach nicht weit genug.
- Dein Baby nimmt nicht den ganzen Brustwarzenhof in den Mund.
- Du bist nicht entspannt oder sitzt/liegst nicht bequem genug.
- Dein Kleines dreht den Kopf weg.
- Ihr habt nicht genug Körperkontakt.
Diese Stillposition hilft dir, beim Stillen richtig anlegen zu können
Welche Stillposition für dich und dein Baby am besten funktioniert, hängt von einer Reihe verschiedener Faktoren ab. Gerade für die Anfangszeit ist eine Stillhaltung jedoch besonders gut geeignet, weil sie das richtige Anlegen beim Stillen erleichtert: die zurückgelehnte Stillhaltung.
Außer im Falle von anatomischen Besonderheiten wie einem verkürzten Zungenbändchen werden Babys mit allen notwendigen Reflexen geboren, damit sie gut und effektiv an der Brust trinken können. Damit sie ihre natürlichen Reflexe bestmöglich einsetzen können, empfehlen viele Experten das Stillen in der zurückgelehnten Stillhaltung.
Wie der Name bereits vermuten lässt, sitzt du in dieser Haltung in einer leicht zurückgelehnten Position. Dein Baby liegt auf deinem Bauch, sein Kopf ungefähr auf der Höhe deiner Brustwarze. Idealerweise ist keine Kleidung zwischen euch, da direkter Haut-zu-Haut-Kontakt deinem Baby hilft, seinen angeborenen Reflexen zu folgen. Wenn du magst, kannst du deinen Schützling aber mit einer weichen Babydecke zudecken.
Von dieser Ausgangsposition kann dein Baby selbstständig deine Brustwarze suchen und diese in den Mund nehmen. Deshalb wird diese Stillposition auch häufig als babygesteuertes Anlegen bezeichnet. Da es bäuchlings auf deinem Oberkörper liegt, kann es seine Arme und Beine benutzen, um sich in eine Position zu bringen, in der es bequem trinken kann. Wichtig ist, dass du ihm Zeit lässt.
Das Wichtigste zur zurückgelehnten Stillhaltung im Überblick:
- Optimale Aktivierung der natürlichen Reflexe deines Babys
- Bauch-an-Bauch-Lage als Ausgangsposition
- Idealerweise Haut-zu-Haut-Kontakt von Mutter und Kind
- Köpfchen kann sich frei bewegen und wird nicht festgehalten
Häufige Fehler, die richtiges Anlegen beim Stillen erschweren
Es gibt einige häufige Fehler, die dem richtigen Anlegen beim Stillen im Weg stehen. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, solltest du zusätzlich auf die folgenden Dinge achten.
- Nicht zu viel Abstand zwischen den Stillmahlzeiten: Wenn du zu lange wartest, um dein Baby wieder anzulegen, wird dein Baby bereits sehr hungrig und unruhig sein und vielleicht sogar schreien. In Ruhe anzulegen ist dann sehr schwer. Daher ist es besser, bereits bei den ersten Anzeichen die Brust anzubieten.
- Ausreichend Haut-zu-Haut-Kontakt: Der direkte Hautkontakt zwischen Mama und Kind ist wichtig, um die natürlichen Reflexe des Babys anzuregen. Bleibt dieser aus, führt das häufig dazu, dass das Baby nicht richtig andockt.
- Keine Hektik und genügend Zeit: Geduld und Ruhe sind sehr wichtig für richtiges Anlegen beim Stillen. Wenn du dir und deinem Baby keine Zeit gibst oder hektisch bist, sind das schlechte Voraussetzungen.
- Bequeme Position: Eine bequeme Position erlaubt es dir, beim Stillen von Anfang an entspannt zu sein. Entspannung wiederum ist die Grundvoraussetzung, um das Anlegen ruhig und konzentriert angehen zu können.
- Oft genug anlegen: Wenn viel Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Stillmahlzeiten vergeht, ist deine Brust beim Anlegen meist recht prall. Das macht es deinem Baby schwerer, sie richtig zu erfassen.
Fazit: Richtiges Anlegen beim Stillen will gelernt sein
Richtiges Anlegen ist das A und O für erfolgreiches Stillen. Falsch angelegt kann dein Baby nicht richtig trinken und verursacht dir unter Umständen sogar Schmerzen beim Stillen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es besonders in der Anfangszeit wichtig, immer genau darauf zu achten, dass dein Baby korrekt angelegt ist.
Vor allem in den ersten Tagen sollte das Anlegen Schritt für Schritt mit Bedacht durchgeführt werden. Und auch wenn das Baby bereits trinkt, lohnt es sich, zu schauen, dass das Andocken richtig funktioniert hat. Überprüfen kannst du das unter anderem an der Mundöffnung deines Kindes, an der Position von Zunge und Lippen und den Geräuschen, die es beim Saugen verursacht.
Aber auch wenn das Stillen für dich und dein Kleines längst Routine ist, ist es ratsam, zwischendurch immer wieder zu schauen, ob du richtig angelegt hast. Denn häufig ist es so, dass nach mehreren Wochen erfolgreichen Stillens nicht mehr so genau auf das Anlegen geachtet wird.
Solltest du trotz unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung zum richtigen Anlegen beim Stillen immer noch nicht sicher sein, ob du alles korrekt machst, kann ein Gespräch mit einer Hebamme oder einer Stillberaterin Gewissheit verschaffen. Bei einer professionellen Stillberatung kannst du deine Anlegetechnik überprüfen lassen und alle offenen Fragen klären.
Verwendete Quellen
- https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/das-1-lebensjahr/anlegen-und-stillpositionen/
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/LLL_Anlegen_und_Stillpositionen.pdf
- https://www.still-lexikon.de/das-korrekte-anlegen/
- https://www.apotheken-umschau.de/familie/kinderernaehrung/stillen/richtiges-anlegen-beim-stillen-792819.html
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/LLL_Wunde_Brustwarzen.pdf
- https://www.shop-lalecheliga.de/images/kostenfreieDownloads/LLL_So_fliesst_reichlich_Muttermilch.pdf